Vortrag
links Mechthild Zeine bei der Einführung, rechts Ulrich Bauhaus und Hermann Ostendarp

VORTRAG "ZUR ERINNERUNG AN FAMILIE WILHELM UND ROSETTE HUMBERG"

Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Ausschwitz durch die Rote Armee befreit. Bundesweit finden aus diesem Anlass Erinnerungsveranstaltungen statt, die in diesem Jahr einen biografischen Ansatz verfolgen.

Der Arbeitskreis Humberghaus hat sich mit einem Vortrag von Hermann Ostendarp und Ulrich Bauhaus beteiligt. Sie haben den Lebensweg von Wilhelm und Rosette Humberg, geborene Menko, und ihren drei Kindern intensiv recherchiert und dargestellt. Ihr Schicksal steht stellvertretend für die vielen Opfer des Nationalsozialismus und kann ihnen mit ihrem Leidensweg ein Gesicht geben.

Der Veranstaltungsort im St. Josef-Haus war hierzu sehr gut besucht.

Mechthild Zeine vom Arbeitskreis Humberg stellte in ihrer Einleitung heraus, welch wichtige Funktion auch ganz aktuell dem Erinnern zukommt. Auch wenn die Entfernung zwischen Ausschwitz und Dingden mehr als 900 km beträgt, so kamen die Opfer doch auch von ganz nah – aus dem Humberghaus. Sie endete mit einem Zitat von Noach Fluch, einem Überlebenden von Ausschwitz: „… Sie [die Erinnerung] hat kein Verfallsdatum und sie ist nicht per Beschluss für bearbeitet oder für beendet zu erklären.“

Hermann Ostendarp und Ulrich Bauhaus hielten einen engagierten und emotional intensiven Vortrag. Wilhelm wird als jüngstes Kind der Familie Humberg 1895 in Dingden geboren und zieht als junger Mann nach Ramsdorf. Dort ist er Teil des Dorflebens, wird Schützenkönig. Er heiratet 1928 Rosette Menko, die in Winterswijk geboren ist. Das Ehepaar baut zunächst ein Haus in Borken, das es allerdings aufgrund der zunehmenden Repressalien gegenüber Juden bereits Ende 1933 aufgibt. Die Humbergs sind damit die ersten Juden, die Borken verlassen. Sie verziehen nach Winterswijk, dem Heimatort von Rosette.

In Winterswijk verlebt die Familie mit ihren drei Kindern Margot, Vera und Jakob die nächsten Jahre.

Doch auch in den Niederlanden sind Juden bald nicht mehr sicher. Trotzdem kann die Familie noch relativ lange in Winterswijk verbleiben, bis sie dann aber doch im Juli 1943 in das Durchgangslager Westerbork verschleppt wird.

Von dort gehen die Deportationszüge nach Ausschwitz. Auch die Familie von Wilhelm Humberg muss diesen Weg einen Monat später gehen. Hermann Ostendarp und Ulrich Bauhaus haben das ehemalige KZ Ausschwitz vor Jahren persönlich besucht und zeichneten mit eindrucksvollen Bildern und Zeitzeugenberichten den Weg der Familie nach. Rosette und ihre drei Kinder kamen einen Tag nach der Ankunft in den Gaskammern um – Margot ist zu diesem Zeitpunkt 14, Vera 10 und Jakob 8 Jahre alt.

Wilhelm Humberg erwartete ein anderes Schicksal. Er wurde nach Warschau verbracht. Dort musste er mit einigen tausend anderer Zwangsarbeiter im Warschauer Ghetto arbeiten, dass nach den Säuberungsaktionen der Nazis in Schutt und Asche lag.

In Warschau herrschten unerträgliche Lebensverhältnisse. Daraus entwickelten sich Unterernährung und ansteckende Krankheiten. Mehr als die Hälfte der Arbeiter verstarben innerhalb kürzester Zeit. Dazu gehörte mutmaßlich auch Wilhelm Humberg, dessen Todesdatum auf den 30. März 1943 festgelegt wurde. Seine genauen Todesumstände sind unbekannt

Nach dem Ende des Vortrags herrschte zunächst eine ergriffene Stille unter den Zuhörern. Diese Stille macht eines deutlich: Die Gräueltaten der Nazis sind auch nach über 80 Jahren noch immer unfassbar und es gibt eigentlich keine Worte, sie zu beschreiben. Der Vortrag hat es möglich gemacht, ein Stück weit mitzuempfinden.