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Stand: | 05.12.2024 |
Leo Humbergs Spur in Dingden verliert sich nach der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938. Danach ist der letzte noch in Dingden lebende Jude nicht mehr im Dorf gesehen worden. Der Heimatverein hat sich im Zuge des Museumsprojektes in den vergangenen Jahren mit großem Engagement auf Spurensuche begeben. Nun sind die Forscher Leo Humberg, der am 11. November 1942 in Theresienstadt im Alter von 58 Jahren unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen ist, ziemlich unverhofft ganz nahe gekommen. Sein Todestag jährt sich Donnerstag zum 68. Mal.
Im Internet ist Ulrich Bauhaus auf Dokumente aus dem Nachlass Leo Humbergs gestoßen, der in Dingden als unbescholtener, angesehener Bürger lebte. Fündig wurde er im Jüdischen Museum in Amsterdam. Zunächst hat er das Museum angeschrieben und hat um Kopien gebeten. Vor drei Wochen hat er sich zusammen mit Bernhard Großbölting, Hermann Ostendarp und Wilfried Breitopf auf den Weg in die niederländische Metropole gemacht. Vor dort sind sie mit einem kleinen historischen Schatz nach Dingden zurückgekehrt.
Die Dingdener Delegation überzeugte mit ihrem Konzept und ihrer Begeisterung Museumsleiter Peter Buijs offensichtlich so sehr, dass er ihnen kurzerhand nicht nur einzelne Schriftstücke aushändigte, sondern gleich die ganze Sammlung – vorläufig als Leihgabe für fünf Jahre. "Es ist bewundernswert, wie unbürokratisch das binnen einer Stunde über die Bühne war", so Bauhaus über den Glücksfall.
In der Sammlung finden sich unter anderem der Impfschein Leo Humbergs auf rotem Papier, ausgestellt am 1. Juli 1885 in Bocholt, diverse Militär-Dokumente des im Ersten Weltkrieg verwundeten Soldaten und Trägers des Eisernen Kreuzes zweiter Klasse – unter anderem ein Führungszeugnis der 5. Kompanie des Regimentes Nr. 39, das dem Füsilier Humberg ein "recht gut" bescheinigte. Noch im Januar 1935 wird Humberg amtlich bescheinigt, das Ehrenkreuz für Frontkämpfer tragen zu dürfen. Die Auszeichnungen schützen den in Dingden beliebten Juden Humberg nicht. Nach der Pogromnacht versteckt er sich bei Bekannten in Lankern. Dann muss er zu seiner Schwester Helene nach Velen umsiedeln. Von dort wird er Mitte Juli 1942 von einem Tag auf den anderen nach Theresienstadt deportiert.